Vor zwei Wochen bin ich von Kap Verde nach Hause gekommen und hatte gefühlt keine Zeit einen Beitrag über diese schöne Reise zu schreiben. Aber eigentlich habe ich mich innerlich ein bisschen geweigert, denn die Tage nach meiner Rückkehr hatte ich – und das musste ich mir erst eingestehen – eine leichte Post-Urlaubsdepression. Die Fotos habe ich mir seither nicht angesehen und seitdem ich gestern ein Email von Otger bekam, mit dem ich auf Santo Antao Gedanken und ein paar Ponche geteilt hatte, habe ich auch endlich das richtige Wort für mein Empfinden: Sodade! Ja, die Reise auf Kap Verde war in der Tat wahnsinnig schön und auch wenn mein Leben hier sehr gut ist, habe ich doch Sehnsucht nach…
Meer, Sonne, Berge, Bewegung, Musik, Fisch und Freizeit! & einfach … in guter Stimmung sein!
Nur ganz ganz wenige Österreicher haben wir auf Kap Verde getroffen, dafür scheinen deutsche und französische Individualreisende die Inseln für sich entdeckt haben. Die Gesellschaft und Geschichte der Kap Verde ist wahnsinnig spannend und wir haben immer wieder im Reiseführer (Reise Know-how sehr zu empfehlen!) nachgelesen. 1975 wurde die Republik Kap Verde gegründet und somit die Unabhängigkeit von Portugal erlangt.
1456 wurden die völlig unbewohnten Inseln von den Portugiesen entdeckt und aufgrund der günstigen geostrategischen Lage im Atlantik unter anderem für den Sklavenhandel missbraucht. Aber auch während der Apartheid in Südafrika wurde eine Insel mit internationalen Flughafen – Sal – von den südafrikanischen Flugzeugen als einzig möglichen Zwischenstopp am Weg nach Europa in Afrika genützt.
Gesprochen wird Portugiesisch und Kreol, wobei das Kreol auf Kap Verde die älteste afrikanisch-europäische Kreolsprache ist. Die Basis für das Kreol auf Kap Verde ist Altportugiesisch mit starkem Einfluss von westafrikanischen und anderen europäischen Sprachen. Heute ist es auch die Sprache von Kunst & Musik. Als musikalische Einstimmung empfehle ich die Botschafterin von Kap Verde Cesaria Evora.
9 bewohnte Inseln umfassen die Kap Verde, die topografisch sehr unterschiedlich sind. Insgesamt gibt es 4 (!) internationale Flughäfen, die regelmäßig von Europa angeflogen werden. Wir sind mit TAP – der portugiesischen Fluglinie – gefolgen und haben uns als Einstimmung eine Nacht in Lissabon gegönnt. Und ehrlich, das war wie nervöses Heimkommen und Nachsehen, ob die guten Dinge eh noch alle beim Alten sind. Begonnen hat alles mit einem gratis Up-Grade in die Business Class, wo wir uns den Genüssen des kulinarischen und tollen Wein-Angebots von TAP den ganzen Flug über hingegeben haben. Leicht beduselt sind wir in Lissabon voll Vorfreude und glücklich über den hervorragenden Start gelandet.
Da A. sehr offen und aufgeschlossen ist und es sein erster Besuch in Lissabon war, konnte ich ihm gut und ausführlich diese herrliche Stadt in 26 Stunden zeigen. 😉 Wie immer… und das ist schrecklich, wenn ich nur daran denke, weil ich Hunger und noch mehr Sodade bekomme, war das Abendessen in der Taberna da Rua das Flores in der Straße „Rua da Flores“ – quasi der kulinarische Höhepunkt. Auch wenn das Anstehen vorm Lokal nervt und man hungrig schon das Handtuch werfen möchte….. Warten lohnt sich, den es ist mit Abstand das kreativste und beste Essen auf der gesamten Reise gewesen. Fotos dazu gibt es leider keine, da ich die Kamera nicht mithattte.
Nach diesen intensiven Stunden in Lissabon und einer letzten kalten Platte mit herrlichem Wein aus dem Alentejo sind wir wieder zum Flughafen und haben uns nach Praia, der Hauptstadt der Hauptinsel Santiago eingecheckt. Ungefähr 5 Stunden dauert der kurzweilige Flug und das Visum gibt es bei der Ankunft. Schnell ins Taxi gehüpft, sind wir knapp nach Mitternacht in unser Hotel in der Altstadt (Plateau) gefahren, um – und das war ein blöder Zufall – im Lift steckenzubleiben. Neues Land und neue Situation…. über die wir im Nachhinein lachen mussten.
Wenn man andere afrikanische oder lateinamerikanische Städte kennt, dann ist man in Praia positiv überrascht, denn das Zentrum hat noch gut erhaltene koloniale Bauten, die eher an Lateinamerika, als an Afrika erinnern.
Besonders der Markt am Plateau ist spannend, an dem wir eingeschüchtert vom Gewirr und Gewusel am ersten Tag nur mal so durchgegangen sind. Erst als wir uns aklimatisiert hatten, konnten wir nochmals mit Kamera ein paar Fotos vom Marktgetümmel machen.
Genossen haben wir den Blick aufs Meer und viele schöne Momente bei Musik, Essen und einfach beim Entspanntsein. Denn das fällt auf Kap Verde wirklich leicht!
Unser Lieblingsrestaurant war übrigens in Praia das O Poeta, das nicht nur einen tollen Blick aufs Meer bietet, sondern wo sich auch das frisch gezapfte Bier und die Speisen sehen lassen können. Da wir gleich mehrmals dort waren, haben wir traditionell unseren Kaffee danach im Pao Quente, einer Konditorei-Bäckerei, zu uns genommen. Gute Süßspeisen und eine herrliche Crema auf dem frisch aufgebrühten Kaffee. Achja, auf Kap Verde trinkt man gerne Bier, bevorzugt das heimische Strella und auch eigenen Kaffee gibt es. Warum ich das so hervorhebe? Weil es leider in afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern oft eine absurde Nescafé-Übermacht gibt und die Rohstoffe an Europa und Amerika für die Veredelung verkauft werden.
Für den Sun-Downer-Aperitif empfehlen wir übrigenstes wärmstens die Bar im Hotel Oasis Atlantico, die wenig besucht und einen tollen Ausblick bietet. Sodade! Sodade!
Am Abend lohnt es sich, die tägliche Live-Musik im Quintal da Musica bei zwar etwas teurerem, aber dennoch gutem Essen zu genießen.
Gegessen haben wir viel Fisch mit saisonalem Gemüse… aber darüber erzähle ich beim nächsten Eintrag, wenn ich zu den nächsten Stationen reise. Bis dahin: Boa Tarde! Schönen (sonnigen) Nachmittag!
Servus, Bianca!
Schon länger hab ich Dich per RSS-Feed ‚abonniert’… aber heute bin ich richtiggehend beim Header ‚Sodade‘ steckengeblieben 🙂 und habe Deinen Bericht mit vollem Genuß und in schwelgender Erinnerung an Portugal gelesen… Vielen Dank für diese liebevollen Schilderungen…!
Ich/wir *lieben* ja Lisboa auch über alles und haben gerade erst wieder für Anfang Mai gebucht… *Vorfreude herrscht*… ich bin gleich wieder beim Lesen ins dieses einzigartige Lebensgefühl reingekippt. 😉
Werde Dich und Deine Geschichten jetzt genauer beobachten… :o)
Alles Liebe und wärmste Grüße aus der Küche! *g*
Wolfi
Ach, ja… ich bin auf http://www.warmekueche.at zu finden. 🙂
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