Spätestens seitdem mich ein Konzertkarten-Verkäufer vor der Wiener Staatsoper mit „Dzien dobry!“ angesprochen hat, weiß ich, dass ich slawische bzw. polnische Gesichtszüge habe. Alle Erlebnisse, die danach gekommen sind und das auch bestätigt haben, erspare ich uns an dieser Stelle. Aber wen wundert das? Das Mühlviertel grenzt an die Tschechische Republik und das System der Nationalstaaten ist weitaus jünger, als sich Menschen verheiratet haben. Im Mühlviertel schauen wir alle gleich aus 😉 – nämlich so wie ich. Daher fällt es auch niemanden auf, dass wir eigentlich halbe Slawen sind. In Wien jedoch, wo der Balkan beginnt, ist man dem Thema gegenüber wesentlich sensibler. Aber egal, jetzt ist es endlich nach sieben Jahren wieder soweit, ich tauche in Polen als Einheimische unter und ich singe daher in mich hinein „Theo, wir fahren nach Lodsch!“
Aber nicht Theo und auch nicht Vicky Leandros waren ausschlaggebend dafür, dass ich wieder nach Polen reise, sondern dieses Reise-Kochbuch „Rosenmarmelade“ von Beata Zatorska und Simon Target hat mich kulinarisch neugierig gemacht.
Auf 320 Seiten präsentieren die Autoren eine Sommerreise nach Polen, eine Reise zurück in die Heimat von Beata Zatorska. Im Kindesalter hat sie gemeinsam mit ihrer Familie das Land in Richtung Neue Welt verlassen und ist mittlerweile Ärztin in Sydney.
Hätte ich nicht gewusst, dass es sich um ein polnisches Buch handelt, dann hätte ich aufgrund der Rosenblätter am Cover eine kulinarische Reise in die arabische Welt erwartet. Aber die Herstellung von Rosenmarmelade mit ihrer Großmutter ist für die Autorin eine der großen Erinnerungen. Das Rezept für die Marmelade ihrer Großmutter ist denkbar einfach:
3-4 große Handvoll frisch gepflügte Rosenblätter
500 g Kristallzucker
Blätter mörsern und mit Zucker vermengen. Gekocht wird sie nicht.
Diese Buch ist groß und umfassend, unheimlich persönlich und man spürt die überbordende Leidenschaft für dieses Land – Eine Mischung aus kulinarischer und historischer Erinnerung sowie polnischen Rezepten.
Als ein Reise-Lese-Kochbuch würde ich es beschreiben, da es auch die zwölf Stationen der Autoren dokumentiert: von Breslau, Posen über Warschau bis hin zu Krakau.
Schwierig zu schätzen, aber ich vermute an die 1.000 Fotos in diesem Buch, die tatsächlich auf eine wunderbare, gut gelaunte Reise einladen. Besser als jeder Reiseführer und genau nach meinem Geschmack.
Ein bisschen verloren ist man teilweise aber in den Kapiteln, da man den Überblick durch die vielen Infos und Fotos einfach verliert, die ein Gemisch aus Rezepten, privaten und historischen sozialistischen Erinnerungen sind.
Die Bildsprache bei den Essensfotos ist hell, leuchtend und der Tagesstimmung entsprechend. Die Gänseblümchen-Eier hat die Autorin zur Matura gekocht bekommen und sind eine hübsche Idee für den Frühling.
Eine polnische Speise kennt wirklich jeder! Pierogi! Ob süß oder sauer gefüllt, diese Teigtaschen schmecken selbstgemacht einfach herrlich. Auch im Buch gibt es acht verschiedene Rezepte, wobei ich beim Anblick der Fotos schon Hunger bekomme.
Ein von mir erprobtes schönes und delikates Pierogi-Rezept gibt es bereits auf meinem Blog zu finden!
Lust auf Polen bekommen? 😉 Theo, wir fahren noch heute nach Lodsch!
Ich bin aufgeregt und freue mich schon auf diese kulinarische Reise! Denn ich werde kochen, essen, trinken und mich mit einigen spannenden kulinarischen Menschen in Warschau und Posen treffen. Mehr darüber dann in Kürze hier.
Lust auf das Buch bekommen?
Rosenmarmelade
Ein Sommer in Polen – Rezepte & Geschichten
von Beta Zatroska, Simon Target
Gerstenberg Verlag, ISBN 978-3-8369-2780-2
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