Wie gestern Stevan Paul (nutriculinary.com) bei der Buchpräsentation von „Deutschland Vegetarisch“ in Wien treffend festgestellt hat, können sich Leute mit viel Tagesfreizeit unterhaltsamen Themen wie Rezepten oder auch deren Herkunftsbestimmung mit einer außergewöhnlichen Ernsthaftigkeit widmen. Das wohl bedenkend, habe ich mich im Bericht über das kulinarische Holland auf meinem zweiten Blog „Geheime Schnatterei on Tour“ dem frittierten Erdapfel gewidmet.
Wer nun wohl das Recht hat, sich als Pommes-Experte historisch gesprochen groß aufzutun? Die Belgier oder die Holländer? In Zeiten des europäischen Gedanken tut das eigentlich nichts zur Sache und lenkt vom Thema ab. Denn selbst bei meiner Reise auf der Elfenbeinküste entlang der ghanaischen Grenze habe ich wunderbare Fritten bekommen, nicht aus Erdäpfeln, sondern aus Yams. Warum es wirklich geht, ist die Kunst des Frittierens! Das Wissen und die Macht über die Fett-Temperatur, damit Erdäpfeln innen weich und außen knusprig braun werden.
Selbst gemachte, knackige Pommes schmecken einfach köstlich! Und zu Bier oder nach einer durchfeierten Nacht können sie den Mineralstoffhaushalt wieder in Ordnung bringen. Garantiert wird kein selbst gemachtes Pommes übrig bleiben, wenn sie Gästen angeboten werden. Soviel kann ich garantieren.
Bei meinem kulinarischen Besuch bei Pia und Warmold in Den Haag durften
Pommes mit Koriander-Zitronen-Mayonnaise
daher auch nicht fehlen. Die selbstgemachte Mayonnaise hat ja mit der Gekauften wirklich sehr wenig zu tun und verfeinert mit Koriander und Zitrone ergibt sich eine schöne Überleitung zur kolonialen, holländischen Vergangenheit.
Zutaten für 4 Personen (als Aperitif oder Beilage)
1 kg festkochende Erdäpfeln
2 Liter Sonnenblumenöl
Salz
1 Eigelb
½ TL Dijonsenf
½ EL Rotweinessig
150 ml Sonnenblumenöl
¼ TL Salz
½ TL Kristallzucker
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Schale und Saft einer ½ Bio-Zitrone
¼ Bund frischer Koriander
Zubereitung
- Für die Mayonnaise sollten alle Zutaten Zimmertemperatur haben. Eigelb, Senf, Essig, Salz, Zucker und Pfeffer in eine Schüssel geben und mit dem Mixer oder einem Schneebesen circa 2 Minuten schlagen, bis eine cremige Masse entsteht.
- Dann langsam, tropfenweise das Öl unter die Ei-Masse rühren, bis eine dicke Creme entsteht.
- Koriander fein hacken und gemeinsam mit Zitronenschale und –saft nach Geschmack unter die Mayonnaise rühren. Kalt stellen.
- Für die Pommes Erdäpfeln schälen und in 1cm dicke Stifte schneiden. Je dicker sie geschnitten werden, desto saftiger werden sie. Je dünner, desto knackiger. Abwaschen und mit einem Geschirrtuch gut trocknen.
- In einem Topf mit dickem Boden das Öl auf ca. 170° erhitzen. Am besten dafür ein Probestück ins Fett legen. Das Fett ist dann auf 170°, wenn die Pommes leicht zum Zischeln beginnt. Erdäpfeln im Öl ca. 7-10 Minuten frittieren. Darauf achten, dass das Fett immer ca. die gleiche Temperatur hat und nicht zu heiß, aber auch nicht zu kalt wird. Bestenfalls mit einem Knödelschöpfer die Pommes immer wieder in das Fett tauchen und durchrühren, damit sie gleichmäßig durch sind.
- Pommes mit einem Knödelschöpfer oder ähnlichem Küchenutensil mit Löcher aus dem Fett in ein Sieb heben und auf einer Schüssel abtropfen lassen. Für 1 kg Kartoffeln habe ich die Menge auf drei Mal frittiert.
- Kurz bevor sie serviert werden, das Fett auf 200° erhitzen. Wenn das Probestück im Fett jetzt wirklich ordentlich zischelt, dann ist das Fett heiß genug. Die Pommes im heißen Fett nochmals 2-3 Minuten frittieren, bis sie goldbraun sind. Abtropfen lassen und gut salzen.
- Pommes mit Mayo sofort servieren. Bier dazu trinken!
Wer Pommes sagt, muss auch Burger sagen! Diesem Thema widmet sich auch das neue Kochbuch Junk Food. Aber richtig! von Liselotte Forslin (Edel Verlag), wobei im Buch nicht Junk, sondern Slow Fast Food präsentiert wird und somit voll im Trend ist. Ein gutes Burger-Rezept oder auch die Anleitung für selbstgemachte Würste gibt es darin – d.h. die ultimative Slowfood-Küche, denn wer hat schon eine Wurstfüllmaschine zu Hause. Das Slow-Fast-Food reicht von selbstgemachtem Ketchup, über Pizza-Sauce, Falafel bis hin zu Donuts. Die Fotos und das Layout im Buch sind sympathisch und lebensfroh. Die Idee der Autorin ist, gute Zutaten für die Zubereitung dieser als Fast Food bekannten Rezepte zu verwenden. Vielleicht eine gute Möglichkeit Kindern so die Lust auf r e a l Fastfood zu nehmen?
Für mich als alte Mayo-Gegnerin klingt die Koriander-Zitronen Mayo wirklich lecker!
ich melde mich freiwillig als Burger-Versuchskaninchen – also zum verkosten und nicht zum verkochen 😉