„Einmal im Jahr muss man einfach nach Italien fahren!“ soll einst R.s Italienisch-Lehrerin gesagt haben und daran halte ich mich strikt. Dieses Jahr war es quasi dienstlich. Die Salone del Gusto Terra Madre, kurz die Slow-Food-Messe, hat wieder im fantastischen Turin stattgefunden. Zusätzlich habe ich A. völlig selbstlos zu Weihnachten eine Reise nach Florenz geschenkt. 😉 Daher hieß es: Ab in die Toskana zum Trippa essen, Wein schlürfen und mehr… danach noch Turin, die kulinarische Hauptstadt für ein Wochenende, die dieses Mal so richtig gerockt hat.

Florenz
Dass Florenz die Touristen-Hauptstadt ist, merkt man an der Präsenz des Militärs und der Panzer in der Innenstadt. Ein bisschen bedrohlich wirkt diese Stimmung derzeit. Zu viele wertvolle amerikanische Touristen in der Stadt, die man nicht erschrecken will oder gleichzeitig doch?
Unsere kulinarischen Stationen haben wir dieses Mal auch aus dem Slow Food Guide Italien ausgewählt. Ein paar Weinbars und zwei Restaurants inkl. Kutteln & Lampredotto haben wir uns gegönnt. Mehr ist sich körperlich eigentlich nicht ausgegangen, da die Portionen ordentlich sind und es am Abend ja auch den herrrrrlichen Aperitivo gibt.

Trippa & Lampredotto müssen es einfach in Florenz sein
Ja, definitiv kann man diese beiden Gerichte essen, aber lieben…. naja, das wird man sie wohl nur, wenn man mit ihnen groß geworden ist. An unserem ersten Abend haben wir in der gemütlichen Tripperia Il Magazzino einmal die Speisekarte rauf und runter gegessen und waren überrascht, wie gut uns Lampredotto, also der feinere Magen des Rindes (Pansen), dann doch schmeckt. Denn die Ravioli waren mit einem feinen Mix von Lampredotto gefüllt und schmeckten einfach himmlisch.

Ravioli mit Lampredotto – feinem Rindsmagen
Aber auch die Kutteln mit Parmesan und Schärfe haben gemundet. Die Textur natürlich äußerst gewöhnungsbedürftig. Kein Gericht für jeden Tag, aber doch… schon spannend!

Kutteln mit Parmesan
Der Eigentümer hat außerdem über das Mühlviertler Bier geschwärmt, was ihm nochmals Bonuspunkte und Vertrauenswürdigkeit auch bei seiner Weinauswahl eingebracht hat. Die Weinauswahl ist lokal und gut zum Starten in Florenz.

Ponte Vecchio by Night
Am Abend lässt es sich ja dann sehr romantisch in der Stadt flanieren. Was anderes blieb uns auch nicht übrig, denn nach dem Abendessen konnten wir einfach nichts mehr konsumieren. Jede Pore war gesättigt.

Abendstimmung in Florenz
Nach dem Frühstück und vor dem ersten Glas Wein mittags, sind wir auch tagsüber durch die Märkte und die Altstadt gestreift. Das Angebot war sehr verlockend und gerne hätte ich Zucchiniblüten, Käse und Wurst eingekauft…

Zucchiniblüten… eine große Versuchung!
Deftiges Essen lieben die Toskaner und Schwein darf es auch sein.

mit Kräutern gefülltes Schwein am Markt
In den Weinbars in Florenz kann man sich gut & lange aufhalten. Auch im Slow Food Guide gibt es eine gute Liste dafür und es ist eher die Qual der Wahl, wo man sein Achterl trinken soll.

ein Achterl geht immer… und gut als Aperitiv vorm Mittagessen
Mittags hatten wir schon die Trattoria Sergio Gozzi ausgesucht, die direkt im Zentrum liegt. Ein völlig unscheinbares Wirtshaus von Außen, aber drinnen so richtig super! Ja, da ist unsere Laune nochmal ordentlich gestiegen, als wir nach kurzem Anstehen auch einen Tisch bekommen haben. Reservieren kann man hier nämlich nicht und es ist eine gute Mischung zwischen Einheimischen und Touristen.

Trattoria Sergio Gozzi – so gefällt es uns! 🙂
Hier gibt es auf einen A4-Zettel ein täglich wechselndes Menü von traditionellen Gerichten aus der Toskana. Hier haben wir uns so einiges gegönnt und auch dicke Pasta „Pici“ musste sein, natürlich auch Hase und noch ein bisschen mehr.

Pici al sugo…
Danach waren wir k.o. „Leider“ aber hatten wir schon Tickets für die Uffizien gekauft, die von Außen wirklich beeindruckend sind. Aber hier taucht man völlig in die Touristen-Bubble von Florenz ein. Nein, ein zweites Mal würde ich nicht mehr hingehen. Ob man sie überhaupt von innen besuchen muss und nicht eh das Kunsthistorische Museum in Wien auch reicht, muss man selber entscheiden. 😉

wir und die Anderen @Uffizien
Naja, immerhin haben wir beim Besuch der Uffizien unser Mittagessen verdaut, sind danach weiter flaniert und haben neue Weinbars entdeckt. Tatsächlich ist das östlich gelegene Gebiet der Altstadt Santa Croce trotz der vielen Touristen sehr „lokal“. Hier gehen die Einheimischen und Studenten fort.

Mein Genießer… und die Ribollita
Am nächsten Morgen sind wir mit einem super modernen und flotten Zug von Florenz nach Turin gedüst. Oh ja, ich bin ein großer Fan von Turin und daher war die Vorfreude groß! Denn Turin ist auch (im Vergleich zu Florenz) sehr hübsch, aber irgendwie normaler.
Ankommen um die Mittagszeit ist allerdings eine Herausforderung, da hier die Restaurants straff schließen. Ausgehungert, unterzuckert in Turin…. das darf wohl nicht sein!

Die Pizza in Turin erinnert an Pizza Hut…
.Aber wir hatten Glück und konnten direkt am Platz mit Blick auf den Po noch Essen & Wein bekommen. Ribollita, die toskanische Bohnensuppe gab es auch hier. Schaut nicht gut aus, aber schmeckt tatsächlich sehr gut! Die Turiner Pizza, ein dicker heftiger Kreis aus Teig.

Terra Madre
Aber dann ist es so richtig losgegangen mit der kulinarischen Entdeckungsreise auf der Messe, die dieses Mal in der ganzen Stadt stattgefunden hat. Die Stadt stand unter dem Thema Essen & Kultur & Politik und die Stimmung waren sagenhaft gut. 2 Tage sind nur leider viel zu kurz, um wirklich an Veranstaltungen teilzunehmen und alles zu entdecken. Nächstes Mal dann wieder länger. Denn neben den ganzen Ständen auf der Messe gibt es auch viele Diskussionen und Vorträge zur Lage der Esskultur und Produktion.

herrliche Stimmung in Turin

schau genau… alter Ziegenkäse!
Im Vergleich zu zwei Jahren gab es extrem viele Craft Biere aus Italien zu verkosten! Von den Organisatoren gut aufgeteilt, gab es zwischen all dem Essen auch immer wieder Flüssiges zu verkosten.
Wir haben uns natürlich hinreissen lassen und beeinflusst vom Bier, haben wir verschiedene Produkte von Pasta bis zu britischen Rohmilchkäse, Zwiebelspezialitäten und noch vieles mehr eingekauft. Ja, sehr schlau… denn Bier zwischendurch macht einfach ein bisschen hemmungsloser beim Einkaufen.

Nudelsnack zwischendurch
Ordentlich gegessen haben wir nur bei unserer Ankunft, danach gab es nur mehr Snacks, wie A. bedauert hat. Aber einen Tisch hätten in keinem guten Lokal hätten wir ohnehin nicht mehr bekommen, da die ganze Stadt voll von Genussmenschen war.

Street Food & Bier-Meile entlang des Pos
Viel besser, als im Restaurant zu sitzen: Direkt im Zentrum auf der Po-Promenade wurde eine Street Food-Meile aufgebaut, wo so richtig abgefeiert wurde.

Abendstimmung beim Verlassen des Parco del Valentio
Ein Großteil der Aussteller waren im weitläufigen Parco del Valentino untergebracht, wo leider um 19 Uhr Schluss war. Am Weg raus vom Park, gibt es eine coole mehrstöckige Bar und beim Anblick hatte ich eher das Gefühl, irgendwo am Meer zu sein.

Turin bei Nacht
Ist es Fluch oder Segen, dass es in Turin keinen Flughafen gibt? Die Anreise dauert zwar länger, aber dadurch ist Turin auch vor „schnellen“ Touristen geschützt. Jedenfalls ist es eine Reise wert!

Markttag in Turin
Das Marktgebiet rund um die Markthalle ist ziemlich super in Turin! Ein bisserl wild, groß und es ist einiges los. Die Chili-Auswahl hat es mir angetan und ich konnte nicht widerstehen. Seitdem brennt mein Bauch auch in Wien.

herrlich.
Nach dem Markt waren wir samstags schon sehr gespannt auf die geführte Tour durch die Schokoladenmanufaktur von Guido Gobino. Definitiv ein Muss für Schokoladenliebhaber & innen in der Schokoladenhauptstadt Turin. Fotos dazu gibt es keine, denn die Finger waren voll Schokolade und Fotos leider nicht erlaubt. 😉
Auf alle Fälle: ohne dem Turiner Nougat Gianduja darf man die Stadt nicht verlassen!
Gleich neben der Schokoladenmanufaktur gibt es die sympathische und gut sortierte Weinbar Depepe Vini, in der wir auch noch kurz auf ein Glas reingeschaut haben. Als hätten wir nicht schon genug gegessen, wurde uns auch hier – fern von der Slow Food Messe – auch ein Schälchen Ribollita vom Hausherrn eingeladen. Sehr sympathisch, oder?

ein Kaffeetscherl zwischendurch
Dazwischen muss es in Italien auch immer wieder einfach mal ein schneller Kaffee sein. Nur so hält man den kulinarischen Marathon auch durch.

Abschieds-Drink
Von Turin ging es nach einem schönen Lauf entlang des Pos, einem klassischen Frühstück in der Sonne und ein Aperol Sprizz mit Zug nach Mailand weiter, wo wir für ein paar Stunden noch durch die Altstadt getigert sind.

Abgehackt: wir waren in Mailand! 😉
Ja, eines ist wirklich fix: einmal im Jahr muss man nach Italien fahren! Und zumindest einmal muss ich dort auch eine (halbwegs) ordentliche Pizza essen! 🙂
Ciao Italien! Das war es wohl für dieses Jahr mit uns. Aber 2017 wird kommen!

Eine Pizza muss es auch mal sein!