A. hat mir nicht geglaubt. Na bitteschön, habe ich mir dann manchmal gedacht, wenn die Frau im eigenen Haus nichts zählt, bitteschön er ist ja alt genug und wer nicht hören will, muss dann eben auch fühlen. Aber im Nacken ist mir die Gefahr gesessen, dass ich aus Mitleid und wegen dem potenziellen Gejammere mich dann doch erweichen lasse und Gepäck für 2 Personen am Rad schleppen muss und der Radfahr-Genuss dadurch dahin ist. Daher habe ich A.s Papa auf A. angesetzt und ihm vom A.s Plan erzählt, dass er gedenkt, zwei Wochen mit mir ohne Satteltaschen, sondern mit Rucksack, auf Radurlaub zu fahren. Mehr hat es nicht gebraucht und jetzt haben A. und ich die gleichen zwei roten schicken Satteltaschen und wir sind beide glücklich. Win-Win sozusagen. 😉 Und weil es auch ein bisserl dauert, bis man sich an seine neuen Wegbegleiter gewöhnt, haben wir uns schon vorab in den Norden aufgemacht…
Zum Tatort-Schauplatz in den Nationalpark Thayatal wollte ich ohnehin seit der spannenden Tatort-Folge im Winter, bei der es um den Tod zweier Fischer gegangen ist und damit die Grenz-Geschichte dieser Region gut bearbeitet hat. Schön, spannend und abwechslungsreich ist diese Gegend und A. hat uns folgende Route zusammengestellt:
mit dem Zug von Wien Franz-Josef-Bahnhof nach Schwarzenau (Waldviertel) in 1:52 Stunden, in denen man gemütlich frühstücken kann.
Von Schwarzenau nach Retz: 118 Kilometer am Kamp-Thaya-March Radweg
Von Retz über den Iron Curtain Trail bis nach Laa a. Thaya: 55 Kilometer
Von Laa a. Thaya mit der S-Bahn wieder nach Wien: 1:21 Stunden
Und das ganze bei 37 °C! Der Fahrtwind und die abwechselnde Landschaft haben uns bei Laune gehalten, obwohl es um die Mittagszeit wirklich heiß geworden ist, aber Retz als Ziel vor Augen, hat die Moral hoch gehalten.
Bis zu diesem Ausflug war mir eigentlich nicht wirklich bewußt, welche riesigen Getreidefelder sich im Waldviertel befinden und nicht die Kirchentürme grüßen von der Ferne, sondern die uncharmanten Lagerhaustürme.
In Drosendorf, der einzigen Stadt Österreichs, die von einer vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben ist, haben wir unseren ersten Halt nach fast 70 Kilometern gemacht. Ein tolles Café, das MohnKaffee MOKA mit den besten Mohnmehlspeisen, die alle hausgemacht sind, war einen Einkehrschwung wert. Dabei kam das Unwetter und hat uns noch ein Pilsner Urquell trinken lassen.
A.s Höhenprofil prophezeite nur noch Abfahrt AB Hardegg, was mich die Abfahrt mit 10 % Gefälle nach Hardegg so richtig hat genießen lassen. Tolle Stimmung nach dem Regen im Wald und die Burg am Berg ist beeindruckend. Kaum jedoch unten angekommen, ein entspanntes Foto gemacht, kamen auch schon die Zweifel und tatsächlich ging es aber wieder mit 10 %iger Steigung nach oben und Retz nach fast 100 km noch in emotional weiter Ferne.
Nach 118 km haben wir ausgehungert, aber bei guter Laune und zufrieden Retz erreicht. Schnell duschen und dann ab zum Heurigen. Endlich habe ich es nämlich geschafft und den Windmühle-Heurigen einen Besuch abgestattet. Tolle Bio-Weine in schöner Atmosphäre mit einer ordentlichen Bretteljause. Absolute Empfehlung!
Obwohl am Abend müde vom Rad, haben wir uns am nächsten Tag schon wieder aufs Radeln und auf die neuen Eindrücke gefreut. Von Retz ging es nach Tschechien, um auch dort das Bier zu verkosten 😉
Die knapp 55 Kilometer am zweiten Tag waren quasi ein Spaziergang und über Jaroslavice und Hevlìn sind wir nach Laa a.d. Thaya gefahren. Wieder Schlösser, Felder, Wein und noch immer ein bisserl aufregend wegen der Grenze.
Und zum Schluss…. noch ein ordentliches Eis in Laa a.d. Thaya!
Ein toller Radausflug war es mit vielen Eindrücken und schönen Kleinigkeiten. Das nächste Mal würde ich allerdings schon in Drosendorf nächtigen, da das MOKA auch ein Hotel hat. Aber naja, jetzt geht es mal in eine ganz andere Richtung mit dem Rad.