Salvador de Bahia ist die frühere Hauptstadt und daher auch das architektonische Juwel Brasiliens. Durch die Afrikaner, die als Sklaven in die Hauptstadt gebracht wurden, gibt es im Bundesstaat Bahia viel Musik, Tanz sowie gutes und scharfes Essen. Die größte Herausforderung besteht hier daher darin, einen Überblick über das Angebot zu bekommen. Der lokale Markt steht deswegen kaum in den Reiseführern und wäre ich nicht gemeinsam mit Fernanda hingegangen, hätte ich wohl auch kaum den Eingang zu diesem riesigen Markt gefunden beziehungsweise mich hineingetraut, denn in Wirklichkeit ist es eine eigene Stadt in der Stadt. Die Stadt für die Einheimischen und nicht die Touristen. Begleiten Sie mich daher hier auf meinem vorerst letzten Stadt-Markt-Besuch in Brasilien und sollten Sie Salvador besuchen, dann lassen Sie sich den Markt lieber nicht entgehen.
Selten habe ich so ausdrucksstarke und attraktive Frauen gesehen wie in Salvador. In der Vor-Karnevalzeit sind die Straßen immer wieder gefüllt mit solchen Musik- und Tanzgruppen, die so auf sich aufmerksam machen und gute Stimmung in der Stadt verbreiten. Mit Candomblé bezeichnet man die afrikanisch-brasilianische Religion, die in Bahia praktiziert wird. Die Frauen kleiden sich mit diesen typischen Kleidern.
Um die Rituale und Zeremonien zelebrieren zu können, bedarf es einiger Requisiten, die es auch am Markt zu kaufen gibt. Denn dieser Markt bietet wirklich alles für die Bewohner Bahias.
Das wohl bekannteste Gericht aus Bahia ist Moqueca: ein Fischeintopf, den Fernanda in ihrer äußerst hübschen Pousada am Abend nach dem Marktbesuch auch für mich zubereitet. Die Zutaten dafür kaufen wir aber am Markt frisch ein.
Dafür benötigt man Kokosmilch, die Fernanda auch selbst zubereitet. Sie lässt sich dafür am Markt Kokos reiben. Mit dem Stahlstab klopft die Frau ein paar Mal fest auf die Nuss, lässt mich den Saft trinken…
… und reibt dann in einer speziellen Maschine zwei Nüsse für uns.
Die Küche Bahias ist bekannt für ihre Schärfe und die Chili-Haufen am Markt sind dementsprechend groß…
…und man fragt sich, wer so viel Schärfe wohl kaufen und verdauen kann?
An den Decken hängen für alle Fälle auch noch eingelegte Chilis.
Ein scharfer und der präsenteste Straßensnack ist Acarajé: ein frittiertes Laibchen aus einem Teig, der aus geschälten und gemahlenen Augenbohnen besteht.
Die Damen schälen die Bohnen dafür mit der Hand am Markt…
… auch die für die Fülle notwendigen getrockneten Shrimps gibt es am Markt in Hülle und Fülle zu kaufen.
Der Markt ist riesig und man muss wissen, wohin man will. Einmal falsch abgebogen und schon landet man in der Fleischabteilung, die man lieber sofort wieder verlassen will.
Zwischen all den Läden taucht plötzlich ein Frisör auf, der offensichtlich Abonnent diverser romantischer Zeitschriften ist und sich auf Männerhaarschnitte spezialisiert hat.
Dieser Herr ist wesentlich seriöser und verarbeitet das Grundnahrungsmittel Brasiliens: Maniok.
Am Weg zum Mittasgssnack laufen wir an diesem harmonischen Bild vorbei: Kürbis zu verkaufen. Sind diese Farben und die Anordnung nicht eine gelungene Komposition?
Bis zu hundert von diesen kleinen Restaurants gibt es am Marktgelände. Sie werden großteils von Frauen betrieben, die dafürb is zu 300 Euro Miete im Monat bezahlen. Das Angebot wechselt jeden Tag.
Als wir hier pausieren, kommt der Herr Eisverkäufer mit seinem schicken Wagen daher und auch sein Maniok-Eis mundet uns.
Kaum sind wir mit unserer Pause fertig, laufen wir auch dem Herrn mit dem Kaffee-Mobil über den Weg. Die Thermoskannen sind gefüllt, um alle Verkäufer bei den Marktständen zu beliefern.
Auch wenn es fürchterlich aussieht und gar nicht gut riecht, ist es nicht so schlimm, wie man auf den ersten Blick vermuten würde…
… denn dieser Tabak ist noch saftig und stammt aus dem Tabakanbauland Brasilien.
Nach einem halben Tag am Markt kommen wir gesättigt mit vollen Taschen und einem leichten Damenspitz am Weg nach draußen nochmals durch eine Restaurantsektion, wo bereits leere Bierflaschen die Tische füllen. Denn in Brasilien werden bevorzugt die leeren Flaschen am Tisch stehen gelassen, um beim Zahlen den Überblick nicht zu verlieren. Genau dafür braucht es solche resoluten Frauen, die sowohl in der Küche, als auch beim Bierkassieren den Überblick bewahren.