Belém ist die Hauptstadt des Bundesstaates Pará und neben Manaus die zweitwichtigste Stadt im Amazonasgebiet. Ein bisschen wild, ein bisschen gefährlich und exotisch ist diese Stadt und außerdem bekannt für den wichtigsten Markt im Amazonas, den Ver-o-Peso. In einem kleinen Rundgang präsentiere ich Highlights und noch dazu das derzeit beste Restaurant der Region Remanso do Bosque mit dem attraktiven Jungkochstar Thiago Castanho.
„Schau auf das Gewicht!“ heißt übersetzt der Name des Marktes, der direkt an der Bucht der Guarajá liegt und ein Konglomerat aus Freiluftrestaurants, Gemüse-, Obst-, Kräuter-, Maniokprodukten, Fleisch und Fisch ist. Ein Erlebnis auf alle Fälle!
Vor allem dann, wenn man auch von Einheimischen das exotische Angebot erklärt bekommt. Danke also an Fabio Sicilia, der auch ein Restaurant in Belém betreibt und sich viel Zeit für mich genommen hat!
Die beliebte Wunderfrucht Açai erfährt in ihrer eigentlichen Heimat, dem Amazonas, eigentlich den absoluten Höhepunkt. In großen Mengen am Markt präsent…
…wird sie von vielen Standbetreibern in diesen Maschinen geschält und die Schale zu einem Brei verarbeitet, der…
…anschließend mit Avocado und Eis vermischt zu süß und sauer serviert wird. Açai mit Fisch und Reis: ein Klassiker in Belém.
Ein paar Reihen weiter ist die Grande Dame der Kräuter zu finden. Hier werden aus Amazonaskräutern alle möglichen Medikamente hergestellt und tatsächlich auch gekauft. Die Beratung findet direkt vorm Stand statt und die mitgebrachte Rheumasalbe riecht ähnlich wie jene, die ich von unserer Kräuterhexe im Mühlviertel kenne.
Allerlei Hilfsmittel für mehr und bessere Liebe bzw. Alternativen zu Viagra werden hier angeboten.
Der Patschuli-Bart steht mir nicht nur gut, sondern ist auch ein wohltuender Geruch in der ansonsten durchaus fordernden Geruchskulisse.
Gleich ums Eck von der Amazonas-Apotheke beginnt der Gemüsemarkt, der aufgrund der frischen Kräuter wahnsinnig gut riecht und auch wegen der angebotenen typischen Chilisorten der Region eine Augenpracht ist.
Diese kleinen Chilis, die aussehen wie fruchtige Beeren haben es in sich…
…und werden gerne auch in Tucupí eingelegt. Apropos, Tucupí…
..dieser hier in einem riesigen Bottich hergestellte Saft ist die Bezeichnung für ein nach indianischer Tradition gewonnenes Produkt aus dem Presssaft von Bittermaniok.
Tucupí erinnert aufgrund des vollen Aromas am ehesten noch an Sauerkrautsaft, da er auch fermentiert ist und unglaublich aromatisch und voll im Geschmack.
Gerade mal einen Steinschlag weiter sitzen viele Damen und auch ein paar Herrn, die mit scharfen Messern die Paranüsse einzeln aufschlagen. Ja, bis dahin hatte ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht, woher die Paranuss wohl ihren Namen hat.
Eine Reihe weiter verkauft der Herr Rollen, die ich erst beim zweiten Mal Hinsehen als getrocknetes Fleisch erkenne, das bei der Hitze auch ungekühlt verkauft werden kann.
Von allen exotischen Obstsorten am besten ein Stück kaufen und probieren, denn das Fruchtfleisch von frischem Kakao ist immer wieder ein Genuss.
Die kleinen, essanimierend aussehenden Früchte heißen Pupunha und sind die Früchte der Pfirsichpalme, die ähnlich wie Kürbis sehr stärkehaltig schmecken und lange gekocht werden müssen.
Pupunha am Teller kann etwa so aussehen, gemeinsam mit Reishaut und Erdnussbutter wie es im Remanso do Bosque als einer der zwölf Gänge im Degustationsmenü für umgerechnet 30 EUR serviert wird.
Ein kulinarischer Virtuose ist der Jungkochstar Thiago Castanho, der mir von allen Seiten über das ganze Land hinweg empfohlen wird. Gemeinsam mit seinem Bruder, der sich auf Wein spezialisiert hat, führt er nun die zwei besten Adressen in der Stadt. Begonnen hat alles mit der Pizzeria des Vaters, der sich aber gemeinsam mit den Söhnen wieder immer mehr auf regionale und saisonale Zutaten besonnen hat.
Wer Tucupí sagt, muss auch Jambú kennen, denn diese grüne Pflanze, die unter dem deutschen Namen „Parákresse“ bekannt ist, hat es in sich. Sie ähnelt im Geschmack an Zahnpasta, ist leicht betäubend und offenbart sich mit schwächer werdender Betäubung mit vollem Umami-Geschmack am Gaumen.
Gemeinsam gebraucht mit Cachaça ein Teufelsdrink, der aber auch als Kaltschale serviert werden kann.
Einfache Produkte, aber durchdacht und verspielt einfach: so würde ich den Stil von Thiago beschreiben.
Hier ein Löffel Honig mit Maniokmehl und Limette.
Dass Craft Beer nicht nur ein europäischer Trend, sondern das dieser auch bereits im Amazonas angekommen ist, zeigen die lokalen Bierkreationen u.a. mit Açai.
Wunderschöne Bilder! Die Farben, die Menschen! Durch deine Brasilienberichte bekommt man einen schönen, dennoch sachlichen, niemals klischeehaften Eindruck von diesem Land.
liebe nicole! danke fürs feedback! das freut mich wirklich sehr! 🙂 bald wird es mehr davon in buchform geben und ich bin jetzt schon ganz aufgeregt! lg bianca
ich auch! dann freu ich mich schon mal darauf 😉