Auch wenn jetzt schon viele über die Hitze jammern, muss ich gestehen: I like it hot! Und bei diesen Temperaturen koche ich am liebsten unter freiem Himmel. Jawohl, ich liebe grillen und bin im Aszendent Grillanerin! Und um etwas Abwechslung auf den Rost zu kriegen, habe ich mir die entsprechende Fachliteratur besorgt: Meister am Grill, Grillfest und Barbecue.
Nach dem Durchblättern der drei Bücher habe ich mir folgende Fragen gestellt
- was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Koch- und einem Grillbuch,
- welche Zielgruppe hat ein Grillbuch und
- wer ist überhaupt befähigt, ein Grillbuch zu schreiben.
Grundsätzlich werden Kochbücher eher von Frauen gekauft, die jedoch meistens nicht am Grill, sondern in der Küche die Ideen verwirklichen. Das mag jetzt alles Klischee sein, aber wie in meinem anderen Artikel über das Buch „Ein Rost. Ein Mann.“ bereits beschrieben, ist das Dilemma beim Grillen oft, dass ungeübte, mäßig talentierte oder interessierte Männer am Rost tätig sind. Das Ergebnis von dieser fatalen Kombination kennt jeder: Außen schwarz und innen roh. Wer hat das bitte noch nicht serviert bekommen? Aber was akzeptiert man nicht alles für einen geselligen Abend bei lauen Temperaturen. 😉
Die Zielgruppe von Grillbüchern sollten daher primär Männer sein. Seit drei Jahren bin ich auch im Besitz der Weber Grillbibel und seither weiß ich, was ein Grillbuch wirklich braucht: nämlich klare Instruktionen am Grill! Wie lange das jeweilige Stück Fleisch oder Gemüse bei direkter oder indirekter Hitze pro Seite zu braten hat. Dazu am besten noch eine Eieruhr und dann schafft auch der ungeübteste Grillaner gute Ergebnisse.
Problematisch sind Grillbücher, die zwar schöne Bilder und nette Rezepte, aber keine klaren Zeit- und Hitzeangaben bieten. Denn die besten Zutaten und Vorbereitungen in der Küche können durch den ungeübten Grillaner schnell vernichtet und ungenießbar gemacht werden. Daher mein Tipp: Männer nicht mit unnötigen Firlefanz, wie z.B. Spieße oder Kleingemüse, anfänglich überfordern, sondern zuerst Erfolge und Selbstvertrauen mit einfacheren großen Grillgut erzielen, um dann schön langsam in die elaboriertere Grillkategorie aufzusteigen. Klare Zeit- und Hitzeanweisungen pro Zutat sowie den Grillablauf vorgeben. Dann haben die ungeübten Männer noch die Hosen an, aber sind nicht völlig überfordert. 😉 Und natürlich viel loben! Das ist ganz, ganz wichtig!
Das Buch „Meister am Grill“ vom Weber-Konkurrenten Napoleon hat gemeinsam mit vier Grillexperten ein Buch herausgegeben, das sich eindeutig an konservative Männer mit großen Autos und einem Napoleon Grillgerät richtet: überdimensionierte Grillgeräte für Großfamilien in biederen Ambiente fotografiert und mit großem Fleischfokus. Es werden klare Zeit- und Hitzeangaben gegeben, aber ohne Napoleon-Grillgerät fühlt man sich eher unwohl mit diesem Buch. Vorallem aber Zutaten wie beispielsweise 3 Tropfen „Scharf wie die Sau“-Sauce vom Grillsportverein oder 1 TL Adi Matzeks Fischgrillgewürz (??) als Zutat bei der gekräuterten Putenbrust verhindern eine Kaufempfehlung für dieses Buch. Es ist wohl eher als Gratis-Geschenk beim Kauf eines Napoleon Grillgerätes gedacht.
„Barbecue“ ist ein schönes Kochbuch (!) mit Zeit-, aber ohne Hitzeangabe und richtet sich an den geübten Grillmeister mit viel Selbstvertrauen im urbanen Wohnraum. Teilweise exquisite und exotische Zutaten wie beispielsweise Sternenfrucht, Kaktusfeige, Bärenkrebse oder Litschis, die leider im Sommer in Österreich nicht erhältlich sind, kommen als Zutaten vor. Gegrillte Crêpes mit Ricotta-Gemüse-Füllung lassen den ungeübten Grillaner sicher das Handtuch werfen. Die Bilder im Buch machen Lust auf Grillen, aber die Rezeptideen sind teilweise sehr herausfordernd.
Einige einfache Rezepte und Zutaten wie beispielsweise „mit Kräuterricotta gefüllte Paprikaschoten“ habe ich bereits ausprobiert und sie waren eine gute Abwechslung zum klassisch gegrillten Gemüse. Eine Buchempfehlung daher für alle, die in der Profi-Grillkategorie mitspielen und gerne exquisite Zutaten einkaufen.
Das „Grillfest – Sommermenüs von Dolce Vita bis Fiesta Mexicana“ stellt mit Sicherheit eine Ausnahme unter den männlich dominierten Grillbüchern dar, da es von drei Frauen geschrieben wurde. Das Buch beginnt mit etwas Theorie zum Grillen allgemein und erklärt beispielsweise direktes und indirektes Grillen, worauf in den Rezepten aber leider wenig Bezug genommen wird. Insgesamt werden neun verschiedene Länder mit ihren Grill-Rezepten vorgestellt, wobei manche Länder, wie beispielsweise Schweden, sehr küchen- und ofenlastig ausfallen und nur wenige Rezepte tatsächlich für den Roast geeignet sind.
Ich habe aus dem Buch Aprikosen mit Speck und einen Melanzaniaufstrich verändert ausprobiert, die bei meinen Mitessern sehr gut angekommen sind. Insbesondere Baba Ghanoush – gegrillte Melanzani mit Tahina – schmeckt am besten, wenn man die Melanzani dafür am Holzkohlegrill lange grillt.
Das Buch richtet sich vor allem an Frauen, die gerne im Kopf reisen und in der Küche neue Rezepte ausprobieren möchten. Die Rezepte am Roast sind auch für wenig geübte Grillaner machbar und die Zutaten durchwegs „normal“ und überall erhältlich.
Grillfest – Sommermenüs von Dolce Vita bis Fiesta Mexicana
Autorinnen: Silke Kober, Sabine Mader, Ulrike Schmid
AT Verlag
Meister am Grill
Autoren: Rudolf Jaeger, Adi Matzek, Ted Reader, Andreas Rummel
Christian Verlag
Barbecue – 100 mediterrane Köstlichkeiten vom Grill
Autor: Dario Spagnuolo
AT Verlag