Also diese Geschichte könnte lange werden, aber ich halte sie kurz. Jedenfalls so kurz wie möglich, denn im Juni hat mich A. mal so nebenbei gefragt „Hab ich dir eigentlich erzählt, dass ich beim Energy Award den zweiten Platz gemacht habe und einen Tesla für ein Wochenende gewonnen habe?“ „Nein!“ hielt sich meine Begeisterung als magensensible Beifahrerin und Radfahrerin in Grenzen. „Na, aber hoffentlich auch mit einem ordentlichen Essen dazu!“ habe ich mir gedacht, damit sich die Zeit im Auto wenigstens auszahlt. Und da hatte ich wirklich Glück, denn aus dem Abendessen ist ein Wochenende geworden und wir haben zu überlegen begonnen, wo es denn hingehen könnte, wobei wir im Hinterkopf noch die Stromtankstelle am Semmering hatten. Ja, und dass ich, die noch nie ein Auto besessen hat und sich keine Automarken merkt, überhaupt mal über eine Autoausfahrt schreiben würde, habe ich mir zu dem Zeitpunkt auch noch nicht vorstellen können.

jaja…. einfach gut!
… und weil es irgendwie auch in die Richtung gegangen ist, bin ich am Donnerstag noch mit Perle Richtung Südburgenland nach Deutsch Schützen gedüst, weil dort das Weingut Schützenhof gemeinsam mit dem tollen Koch Jürgen Csensits zum Dinieren eingeladen haben. Darüber könnte ich natürlich viel mehr schreiben und auch darüber, was das Wetter dort am Montag gerade angestellt hat… aber das geht jetzt hier nicht. Ja, und davor gab es noch eine Weinverkostung beim Weingut StephanO und daher war am Freitag nach diesem wein- und essensintensiven Tag mein Magen noch sensibler und mein Kopf wehleidiger als sonst. Aber aber…. Feste muss man eben so feiern, wie sie fallen.

Jürgen Csensits kocht im Weingut Schützenhof auf
Aber… trotzdem war ich am Freitag ein bisserl angeschlagen und hätte die Tesla-Fahrt gerne ausgelassen, mich stattdessen lieber schon ins Bett vom Hotel Hochschober gebeamt. „Was? Ich kann meinen Massage-Termin nicht wahrnehmen?“ war ich kater-sensibel schockiert, als mir A. die lange Anfahrtszeit präsentierte. Denn der ursprüngliche Plan über den Semmering zu fahren, war energietechnisch mit dem Tesla nicht möglich. Zu steil die Anfahrt, zu hoch der Energieverbrauch. Also nichts mit den 400 km Reichweite pro Tank, mit der wir gerechnet haben.

Bordcomputer mit Route und prognostizietem Energieverbrauch
A. hatte unser Ziel in den Bordcomputer eingegeben, der eine Anfahrt über Graz berechnete, da es dort eine Tesla-Tankstelle mit einem „Super Charger“ gibt, bei dem das Aufladen NUR 50 Minuten dauert. Unsere Anfahrtszeit war daher knapp 2 Stunden länger und wir entnervt. Aber Tanken am Semmering hätte noch länger gedauert.

Tanken ohne Geruch
Jaja, ein bisserl naiv und unbedacht sind wir an den Tesla heran gegangen und wir waren nicht darauf vorbereitet, dass wir 1. in eine Tesla-Bubble eintauchen, 2. die Route mit dem Tanken genau geplant werden muss, da es nur wenige Tankstellen gibt und 3. das Tanken wirklich Zeit in Anspruch nimmt! Pikantes Detail: die Tesla-Zentrale sieht, wann und wo und wie lange getankt wird. Big Brother is watching you!

Kaffeepause in der Tesla-Lounge
Na jut! Einen geschenkten Gaul…. und so sind wir in Graz mit fast leerem Tank in der Tesla-Station beim Auftanken in die Bubble eingetaucht. Ausschließlich Männer waren an der Ladestation anzutreffen – die Visibiliesierung einer Exotengruppe und irgendwie… haben wir dann auch „dazugehört“! Für eine knappe Stunde haben wir es uns in der Lounge mit Kaffee gemütlich machen müssen. Dann: neue Berechnung laut Bordcomputer – prognostizierte Energie beim Ankommen im Hotel: 16 %. Ein Leben an der Energiegrenze, daran muss man sich erst mal gewöhnen.

gleich geht es wieder los, 35 Minuten haben wir schon gewartet
Naiv war unsere Planung auch, da wir erst vor der Abfahrt nochmals recherchiert hatten, wo wir denn eigentlich in der Nähe von der Turracher Höhe tanken können, falls wir Energie brauchen. Pures Glück war es, dass wir unser Auto an der Starkstromleitung im Hotel Hochschober anschließen konnten. Prognostizierte Tankzeit: Mehr als 9 Stunden. Energie-Resümee für eine Ausfahrt von Wien – Turracher Höhe – Wien daher: 3 Tankladungen mit mehr als 10 Stunden Tankzeit und mehr Kilometer als notwendig.

eh lustig, aber auch anstrengend diese erste Fahrt
Das Innenleben des Teslas ist abgesehen vom Bordcomputer eher karg. Gut verarbeitet, aber keine spannenden Details. Musik und Radio nur über Internet und daher in den Bergen zu vergessen. Unerwarteter (unerwünschter) Nebeneffekt, sobald wir aus dem Tesla ausgestiegen sind: wir wurden bestaunt!

Angeschlagenes Tesla-Boxenluder für 1 Wochenende 😉
Resümee unseres Tesla-Probelaufes: interessant war das Eintauchen in die E-Mobility-Bubble, aber wir sind definitiv keine Tesla-Jünger, sondern Leap-Frogger und warten noch auf die überüberübernächste Generation! Keine Frage, Innovation ist wichtig und es ist schön, wenn Technikbegeisterte mit ausreichend Kleingeld Entwicklungen ermöglichen, aber GREEN ist diese Technologie nicht. Im Gegenteil, ich würde es als Green Washing bezeichnen! Fast 400 PS unterm Hintern, sinnlose Kilometer fürs Tanken und viel Strom…. der nicht notwendigerweise GRÜN ist. Zusammenfassend: nur bequem für kurze Fahrten oder in der Stadt, ein Spielzeug für Technikbegeisterte und Menschen mit Geltungsdrang. Mehr Förderungen und kreative Ansätze bitte für den öffentlichen Verkehr, als für individuelle E-Mobility! Das wäre schön.