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Mallorca und seine Experten

Was das größte Übel beim Online-Journalismus ist? Anonyme, ungenierte, frustrierte und untergriffig dumme Menschen, die sich beim Kommentieren von Beiträgen verwirklichen. Bin ich hart und ungerecht? Soll ich mehr Empathie für Cyber-Soziopathen zeigen? Nun ja, leider nein und hier als Abschied von meinem Blog auf derstandard.at meine persönliche Meinung über diese Pseudo-Experten und noch ein bisserl Mallorca. 

am Weg durch die Berge

am Weg durch die Berge

Keine Ahnung haben, keine Expertin sein und Mallorca nicht erfasst zu haben, denken oder schreiben sich Leser frustriert von ihrer Seele, da doch eigentlich sie die Experten sind.

Genau: Mallorca ist prädestiniert für solche „Experten“, da es Spanisch und Deutsch gleichzeitig ist und daher trotz fremder Sprache nur ein sehr limitiertes Risiko birgt. Daher möchte ich heute als Einführung für diesen Beitrag eine wichtige Reiseerfahrung mit Ihnen, werte Leserinnen und Leser, teilen.

Am Weg zum Cap de Formentor

Am Weg zum Cap de Formentor

Bei einer Asienreise hatte ich einmal ein älteres holländisches Paar als Bungalow-Nachbarn, die mir stolz erklärten, dass sie bereits seit 16 Jahren ihren Urlaub auf Bali verbringen, da es einfach die schönste Insel der Welt sei. Jeden Tag sind sie in der Früh mit einem Fahrer aufgebrochen und haben wieder eine wunderschöne neue Straße entdeckt. Auch der Deutsche, den ich zufällig an einer Bar in Lissabon kennengelernt habe, fliegt bereits seit Jahren monatlich einmal nach Portugal und behauptet, der Rossio sei der größte und schönste Platz in Europa und war persönlich beleidigt, als ich widersprach.

Verklärung der zweiten Heimat und die Vermeidung von unangenehm empfundenen Gefühlszuständen, kurz kognitive Dissonanz, sind oft die Hauptmotivation, dass Personen immer wieder zu bereits Bekanntem in ihrem Urlaub zurückkehren und dadurch Experten werden. Wie man solche Experten erkennt? Sie sprechen gerne dramatisch in Superlativen und verwenden starke Modalverben wie „Sie müssen unbedingt in diesem Lokal den frischesten Fisch vom besten Koch der ganzen Insel gegessen haben, weil sonst haben Sie alles versäumt und von nichts eine Ahnung!“

Mein Ratschlag: Nehmen Sie sich in Acht und trauen Sie keinem dieser Experten über den Weg, der nur Bühne bzw. Zuhörer für seine Expertise sucht! Ja, Mallorca scheint voll von ihnen zu sein, aber da sie sich nicht per Rad ihren Weg durch die Insel bahnen, sondern das Mietauto vor ihrer Finca steht, können wir uns glücklich schätzen, dass sich unsere Wege nicht gekreuzt haben.

Apropos Mietauto, ein generelles und großes Problem auf Mallorca! Denn selbst wenn nur ein Bruchteil der Strandurlauber sich dazu entscheidet, an einem Tag doch aktiv zu werden, sind die Straßen heillos überfüllt und die dazu kommenden Reisebusse führen zum endgültigen Kollaps und Stau am Weg zu touristisch interessanten Orten.

Freie Fahrt! Danke Busse, danke Autofahrer!

Freie Fahrt! Danke Busse, danke Autofahrer!

Ein gutes Beispiel dafür ist der Besuch des Cap de Formentor, wo eigentlich der Weg das Ziel ist. Von einer herrlichen und abwechslungsreichen Landschaft umgeben, kann man auf einer teilweise sehr engen Straße und durch kleine Tunnels das Cap erreichen.

Wer bremst verliert...

Wer bremst verliert…

Völlig überdimensionierte Busse und eine endlose Kolonne von kleinen Mietautos stehen hier gerne im Stau, so wie zu Hause eben auch.

Nur mit dem Rad kann man die im Stau stehenden Autos überholen und sich entspannt zum Strand aufmachen, denn plötzlich hat man die ganze Straße nur für sich.

 

kurz vorm Stau...

kurz vorm Stau…

Ach ja, ein Restaurant, wo Sie unbedingt gewesen sein müssen, bevor Sie die Insel verlassen, ist das Ca na Toneta in Caimari. Wenn Sie dort nicht gewesen sind, dann hatte Ihr ganzer Urlaub auf Mallorca keinen Sinn!

Laschi im Ca na Toneta

Laschi im Ca na Toneta

Die beiden Schwestern Maria und Teresa Solivellas führen in diesem verlassenen Ort, das bis auf Einheimische wenig zu bieten hat, ein sehr hübsches Restaurant. Täglich wird ein erschwingliches mehrgängiges Menü gekocht, das von den lokalen und saisonalen Zutaten bestimmt ist.

alle Speisen sind gut durchdacht

alle Speisen sind gut durchdacht

Auch bei den Weinen wird man in der gut sortierten Weinkarte verwöhnt und die Auswahl schwer gemacht. Auf der Homepage der Solivellas Schwestern ist folgender Satz zu finden, den man in der Kreation und Präsentation der Gerichte tatsächlich spürt „Eine Identifikation mit etwas Natürlichem und Aufrichtigem, so wie die Natur und ihre Produkte natürlich und aufrichtig sind.“ Daher meine ich: Ca na Toneta is a Must before you die!

das Süppchen

das Süppchen

Ach ja, sollte das spanische Tourismusbüro zufällig über meinen Artikel stolpern, möchte ich nur kurz anbringen: „Ja, ich will! Ich würde mich gerne mal nach Spanien auf Ihre Kosten karren lassen!“

 

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