Ich halte gerade mein Gesicht im Noobai Café (Miradouro do Adamastor – Sta. Catarina) in Lissabon in die Sonne, schaue den Segelbooten am Tejo zu, schlürfe einen Abatanado (= Verlängerter) und höre Bossa Nova im Hintergrund. Geht’s besser? Natürlich, eine Hängematte wäre noch fein, aber momentan bin ich schon äußerst zufrieden mit der Situation. Heute in der Früh hat mich schon die Sonne geweckt, um entlang am Tejo wie zig-Tausend Marathonläufer zu laufen. Mein Ziel, die Rückkehr ins Lisbon Calling Hostel, um meinen Polvo-Salat (= Pulpo) essen zu können.
Und dieser Polvo-Salat macht mich sehr glücklich. Warum?
Vor zwei Jahren sind Roland und ich im Supermarkt in Lissabon dem Fischangebot erlegen und haben uns mit einigen Gusto-Stückerln eingedeckt, ohne nachzudenken, wie man sie eigentlich zubereitet. Begeistert haben wir der Fischverkäuferin zugesehen, wie sie die ausgewählten Stücke für uns zubereitet und erst am Nachhauseweg sind Zweifel über die Zubereitung aufgekommen. Roland meinte, er habe gehört, dass man die Polvo- Struktur durch Schläge auf die Tischplatte zerstören könnte. Naja, unsere ganze Einkaufseuphorie wurde durch das eher kümmerliche Ergebnis getrübt und die Enttäuschung darüber haben wir anschließend bei Fado & Vinho ertränkt.
Jetzt habe ich wieder bei Rita und Sofia & Friends im Lisbon Calling Hostel (www.lisboncalling.net) eingecheckt, das eine sensationelle Küche hat. Ein wirklich herrlicher Platz zum Wohnen und Kochen in Lissabon. Dieses Mal habe ich mir aber einen Küchenprofi bereits vorher angelacht: Sofia – the Cook. Sofia eine Freundin des Lisbon Calling-Clans wurde für mein neues Projekt mit mir kurzgeschlossen. Seit meiner Ankunft haben wir uns bereits unzählige Stunden über die portugiesische Esskultur unterhalten und vieles auch ausprobiert. Ich erzählte ihr von meinem Polvo-Trauma, sie lachte und wir haben keine Zeit verloren, um das Trauma diese Woche erfolgreich zu bearbeiten. Herrlich ist er geworden. Ganz exquisit.
Dazu sind wir auch am Markt einkaufen gegangen, der sich glücklicherweise direkt gegenüber von Lisbon Calling Hostel befindet. Spannend, nur Frauen verkaufen hier Fisch. Männer sind für das Fleisch zuständig.
Hier mein Erfolgsrezept für einen Polvo-Salat, wie er für mich sein sollte.
Zutaten für circa 2-4 Portionen 😉
1,5-2 kg Polvo
1 weiße Zwiebel
1 rote Zwiebel
1 Limette
1 Zitrone
4 Tomaten
½ Bund Koriander
¼ Bund frische Minze
3 Lorbeerblätter
sehr gutes Olivenöl
Salz
Zubereitung
- Polvo sofort nach Einkauf im Gefrierfach für mindestens 2-5 Stunden einfrieren.
- In einem großen Topf Wasser mit der weißen ungeschälten Zwiebel und den Lorbeerblättern aufkochen lassen.
- Polvo aus dem Tiefkühler nehmen und ihn langsam in das heiße Wasser gleiten lassen. Sofort wieder mit einer Gabel herausnehmen und das ganze nochmals 3-5 Mal durchführen. Ziel ist es, so viele Temperaturschocks wie möglich zu erzeugen.
- Polvo circa 45-60 Minuten kochen lassen. Aus dem Wasser nehmen und abkühlen lassen.
- Abgekühlten Polvo in ca. 0,5 cm dicke Scheiben schneiden und in einer Schüssel ausgepressten Limetten- und Zitronensaft, 3-5 EL Olivenöl und Salz marinieren. Für circa eine Stunde kalt stellen.
- Frische Kräuter, rote Zwiebel und Tomaten fein hacken.
- Kurz vor dem Essen Kräuter und Gemüse untermischen.
- Ein Glas kaltes Bier oder leichten Weißwein dazu. Schmatz!