Schon letztes Wochenende beim Besuch meiner Schwester in Graz habe ich mich zu den Osterpinzen hingezogen gefühlt. Goldig gebacken und süßlicher Briocheduft imaginiert, haben sie mich am Bauernmarkt angelacht. Schlussendlich habe ich mir aber keine Pinze gekauft, sondern beschlossen, sie bei meinen Eltern selber zu backen. Über Stunden habe ich den Teig betreut und dann den fatalen Fehler gemacht und die Backaufsicht meiner Mama übertragen. Warum und was dann passiert ist, ist eine andere Geschichte…
Aus dem Kochbuch von Ingrid Pernkopf und Willi Haider („Die Vorratskammer“) habe ich mir ein Rezept für Osterpinzen gesucht und mich in voller Sicherheit gewogen, dass ich am Ende der Prozedur zum Frühstück in meine frische Osterpinze beißen kann. Nicht unaufwendig ist das Rezept, weil der Teig mehrmals gehen muss. Ich empfehle daher die Pinzen zu backen, wenn man einen ganzen Tag zu Hause verbringen möchte und noch dazu Lust auf spanischen Wind hat. Warum, das wird man gleich an der vergleichsweise großen Menge an Eidottern verstehen.
Zutaten für ca. 15 Stück
5 g Anis ganz
250 ml trockener Weißwein
1 kg Weizenmehl glatt
1 Packung frischer Germ (ca. 50 g)
150 g Kristallzucker
200 g flüssige Butter
10 g Salz
8 Eidotter
250 ml Milch
1 EL Bio-Vanillezucker
1 Bio-Zitrone
Zum Bestreichen: 2 Dotter
Insgesamt 10 Eidotter (!) sind in diesem Rezept vorgesehen. Entweder Sie verwenden wie die portugiesischen Nonnen die Eiklar zum Stärken Ihrer Hemdkrägen (falls Sie das wirklich tun) oder klären Suppen oder Sie backen spanischen Wind auf Vorrat. Ein gutes Rezept genau dafür ist hier zu finden.
So habe ich also begonnen über Stunden diesen Pinzen-Teig nach folgendem Rhythmus zu betreuen, um vor dem letzten Schritt zu folgender nächsten kulinarischen Mission zu fahren: der Grillage bei meiner anderen Schwester. Und das war ein Fehler!
Nicht, weil die Grillage schlecht gewesen wäre. Nein, ganz im Gegenteil, sondern nur weil meinen Pinzen aufgrund des Pflichtbewusstseins meiner Mama eine Verbrennung zweiten Grades zugefügt wurde. Kaum waren die Pinzen im Backofen, entdeckte meine Mama einen Wasserschaden am Haus meines Bruders und damit nahm das Schicksal meiner Pinzen ihren Lauf… Der Rest bleibt Ihrer Fantasie überlassen. Daher mein Tipp, weil der Teufel nicht schläft: Lassen Sie niemals so zeitintensive Pinzen fremdbeaufsichtig! Überlassen Sie nichts dem Zufall!
Zubereitung:
- Anis im lauwarmen Weißwein ca. 3 Stunden ziehen lassen und abseihen.
- Für den Vorteig (Dampfl) frischen Germ mit einer Prise Kristallzucker in lauwarmer Milch mit Schneebesen verrühren. So viel Mehl dazu rühren bis eine breiige Masse entsteht. Dampfl an einem warmen Ort gehen lassen, bis sich die Masse verdoppelt hat.
- Für den Teig Dampfl mit Mehl, Zucker, Butter, Salz, Eidotter, Milch, Vanillezucker, abgeriebener Zitronenschale und Weißwein vermengen und zu einer kompakten Teigkugel verkneten.
- Den Teig mit Mehl bestauben und mit einem Geschirrtuch abgedeckt in einer Rührschüssel an einem warmen Ort gehen lassen. Nach einer Stunden zusammenschlagen und nochmals durchkneten, nochmals gehen lassen. Nochmals schlagen und nochmals gehen lassen.
- Aus dem Teig ca. 15 gleich große Kugeln formen und auf ein mit Backpapier setzen und mit zerschlagenen Eidottern bestreichen und ca. 30 Minuten gehen lassen.
- Anschließend die Kugeln mit einer Schere tief einschneiden und ein zweites Mal bestreichen – nur die Schnittfläche nicht! Nochmals 30 Minuten gehen lassen.
- Im vorgeheizten Backofen bei 160° ca. 30-40 Minuten backen