Als Yfat, meine israelische Freundin, mir vom Weinfestival in Tel Aviv erzählt, bin ich begeistert. Wo, denke ich, sollte man sonst einen besseren Überblick über israelischen Wein bekommen, als dort. Offen und interessiert bin ich zum Festival gegangen und wurde herb enttäuscht von den ausstellenden Winzern. Okay bis sogar schlechte Weine wurden hier präsentiert.
Nicht die Perlen, sondern die Billigweine wurden von den Winzern mit knausrigen Proben ausgeschenkt. Keiner der verkosteten Weine wurde im Holz gereift und die Weine präsentierten sich durchwegs dünn und unausgewogen. Die Weißweine oft halbtrocken und viel zu süß für meinen Geschmack.
Nach diesem Abend war meine Euphorie für den israelischen Wein auf Eis gelegt. Zwar tut der Wein nicht weh, aber begeistern konnte er mich nicht. Koscherer Wein kommt mir nach dieser Erfahrung auch nicht mehr auf den Tisch, da er ausschließlich von jüdischen Männern produziert werden darf. Teilweise wird dieser Wein von den Ultraorthodoxen sogar noch „abgekocht“, um sicherzustellen, dass er nicht „verunreinigt“ ist. Für alle Nicht-Gläubigen ist koscherer Wein ein No-Go.
Die Golanhöhen sind eines der drei Weinanbaugebiete in Israel. Ein wesentlicher Aspekt bei meiner Reise in den Norden war daher die Verkostung von Weinen, auch wenn ich nach dem Weinfestival keine großen Erwartungen mehr hatte.
Umso erfreuter und trinkfreudiger war ich allerdings, als mir in der Pausa Gourmet Galilee Inn (www.pausa-inn.co.il/e/gourmet.htm) während unseres üppigen Abendessens Rotwein der Pelter Winery (www.pelterwinery.com) serviert wurde.
Tal Pelter, der gemeinsam mit seinem Bruder, das Weingut vor 10 Jahren gegründet hat, produziert wirklich tollen Wein. Tal hat nach seinem Weinbaustudium in Australien in einer alten Schuhfabrik auf den Golanhöhen die Weinherstellung begonnen und produziert mittlerweile 100.000 Flaschen jährlich. Wenn man vom Keller links hinaus blickt, sieht man auch die Ziegen seiner Frau, die Ziegenkäse produziert.
Rund 60 % der produzierten Weinmenge ist Rot und umfasst Cabernet Sauvignon, Merlot, Shiraz und Cabernet Franc, die zwischen 14 und 24 Monaten in französischer Eiche gelagert werden. Mein Favorit ist der Cabernet Sauvignon 2010, der ein volles Bouquet und eine gute Präsenz des Holzes auf der Zunge hat und dabei kirschrot im Glas auftritt.
Der Gewürztraminer kann zwar von kaum einem Israeli korrekt ausgesprochen werden, wird aber häufig für die weibliche Zielgruppe produziert, da er lieblich ist und auch Nicht-Weintrinkerinnen schmeckt. Mich interessiert vor allem der Chardonnay ohne Holzfass besonders, da er leicht und ausgewogen schmeckt.
Die Weinverkostung bei Tal dauert lange, da wir uns ausgiebig über die Produktionsbedingungen und den Absatz von israelischen Wein unterhalten. Genüsslich verkosten wir auch den Ziegenkäse seiner Frau und wir würden am liebsten die ganze Palette kaufen. Insbesondere der Labneh, ein Frischkäse, schmeckt hervorragend.
An diesem Tag lösen wir uns nur schwer und langsam von der Weinverkostung, um zu unserem nächsten kulinarischen Höhepunkt zu gelangen, dem Sabat Abendessen bei Yair.